Dienstag, 5. April 2011

Berlin, Berlin...

Ich habe mich gefreut auf Berlin. Ursprünglich wollte ich dort neue persönliche Fabelzeiten aufstellen. Aber mit einem Blick auf meine letzten Trainingswochen habe ich mir gesagt, "Hauptsächlich einen guten Lauf abliefern". Und ich denke das habe ich getan.
Bereits vor dem Start die letzten bangen 15 Minuten bis es los ging stand ich in der Warteschlange des A-Blocks, ich war für ein weiteres ausgedehntes Einlaufen mal wieder viel zu aufgeregt. Es war kuschlig warm. Bereits da brezelte die Sonne schon ordentlich runter. Einer der Läufer neben mir hatte glücklicherweise noch eine Flasche mit Wasser bei sich. Er spendierte mir bereitwillig ein wenig davon, mit welchem ich mir gleich noch Nacken, Kopf und Gesicht befeuchtete; Ein Tropfen auf den heißen Stein. Kurz darauf ging es auch schon los. Leichtes Antraben bis zur Zeitnahme-Matte mit anschließendem kilometerlangem Slalomlauf.

Aber kurz noch zurück. Toni holte mich zu Hause ab und erfreulicherweise hatten wir noch Supporter Matze dabei, der sich kurzum entschloss uns zu begleiten. Paar Minuten später sammelten wir noch Ulli vom Lauftreff ein, die mit uns die Hinfahrt bestritt. Die Fahrt verlief unspektakulär. Eine dem Kaffee und der leichten Aufregung geschuldeten Pause inklusive. Ca. 1km vom Start entfernt, fanden wir dann auch noch einen Parkplatz. Auf dem Weg zum Start saugten wir ein wenig Großstadtflair auf und schlossen uns dem Strom an Läufern an, der zum Startbereich strebte. Dort angekommen war es wieder ein ungewohntes Gefühl in solch ein Meer aus Läufern einzutauchen. 25.000 Läufer; ist schon irre.
Am Kino International trafen wir uns dann mit Axel, der für uns die Startunterlagen geholt hat. Dafür auch hier nochmal ein Riesengroßes Dankeschön!! 
Mit Axel habe ich auch schon so einige Trainingsläufe und Wettkämpfe gemeinsam bestritten. Nur seitdem er nicht mehr in Dresden wohnt, ist das etwas schwieriger geworden. Liebe Grüße nach Berlin!
Jetzt hatten wir unsere Unterlagen. Also raus aus Jacke und langer Hose und in die Beutel gestopft und zu den Gepäck LKW´s gebracht. Hier trennten sich unsere Wege bis zum Ende des Laufs.
Ich lief mich noch ein bischen ein. Nochmal einen Busch aufgesucht, wobei man da aufpassen musste, dass der nicht schon besetzt war. Und dann zum Startblock.

... ich habe nun den ersten Kilometer hinter mir und stelle fest, das mich das ganze abbremsen, weiterlaufen, rechts- oder linksherum Zeit gekostet hat. Ich hänge meinem Fahrplan hinterher und das schon nach Kilometer 1. Ohje.. Nach dem zweiten Kilometer schalt ich mich dann schon selbst innerlich einen "Idioten" das ich auf Krampf versucht habe die Zeit wieder rauszuholen und beschließe den Blick auf die Uhr zu lassen und einfach zu laufen. Größtenteils halte ich mich auch an den Plan für den restlichen Lauf.
Für die nächsten Kilometer ging es auf die lange Gerade. Unter den Linden Brandenburger Tor, Straße des 17. Juni und Siegessäule. Die Sonne brannte erbarmungslos nieder und ich sehnte mir alsbald den ersten Erfrischungspunkt, welcher bei Kilometer 6 auf uns wartete, her. Zwei Becher. Ein, zwei Schluck getrunken und der Rest über Kopf und Körper. Das gab ein wenig Erfrischung und auch neuen Schwung, zumindest für die nächsten Meter.
Ich lief mein Tempo, versuchte mich auf den Lauf zu konzentrieren und nicht meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich beschloss hier nichts zu versuchen sondern auf mich zu hören. Die doch sehr sommerlichen Temperaturen machten mir mehr zu schaffen als ich gedacht hatte. Ich hangelte mich von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt und war dankbar über die Erfrischungen dabei. Zwei Gels hatte ich dabei, welche ich auch bei Km10 und 17 nahm. Sie mobilisierten nochmal die letzten Kräfte, führten aber auch zu eklig klebrigen Händen.
Die eigentliche Zeit hatte ich aus dem Blick verloren. Ich wusste, dass eine neue Bestzeit o.ä. nicht drin war. Ich muss gestehen kurzzeitig auch daran gedacht zu haben abzubrechen. Aber das war nur ein kurzzeitiger Anfall von mentaler Schwäche den ich bewusst ganz schnell wieder verdrängte, mich wieder auf meinen Laufstil, die Zeichen meines Körpers und den Abschluss eines guten Rennens konzentrierte.
Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, hauptsächlich wie ich weiterlaufe. Bei Km17 nach dem zweiten Gel überlegte ich, ob ich noch versuche einen Zahn zuzulegen vielleicht doch noch einmal etwas zu versuchen. Aber der Respekt vor den Temperaturen und die Überlegung, dass ich damit sicher auch keine viel bessere Zeit erreiche ließen mich von dem Gedanken ganz schnell wieder Abstand nehmen. Also einfach weiterlaufen bis ins Ziel. Matze und Axel standen auf den letzten Kilometern am Rand und feuerten uns an. Das aktivierte dann auch nochmal die letzten Kräfte, denn die letzten Meter zogen sich wieder scheinbar ewig hin.
Bei 1:24:23 stoppte ich dann meine Uhr. Kurz durchschnaufen, Medaillie umhängen lassen und weiter zum Getränkestand. Meine Gedanken drehten sich wenig um Zeiten oder den Lauf, vielmehr um Erfrischung. Ich habe nicht gezählt, aber ich denke so drei Becherladungen (pro Hand einer) goß ich über mich. Hinterher triefte ich wahrlich wie der sprichwörtlich begossene Pudel. Danach ging es mir dann deutlich besser.

Ich trank ein zwei Becher Wasser, ein wenig Banane dazu dann noch ein alkoholfreies Weizen und jetzt hatte ich Zeit mich auch ein wenig umzusehen.
Zuerst sah ich ein bekanntes Gesicht ohne den Namen dazu zu kennen. Kurz philosophierten wir über den Lauf, die Temperaturen und welche Zeit man dadurch einbüßte. Auch wenn da etwas dran ist, musste ich kurz bei meiner Analyse zum Lauf schmunzeln bei dem Gedanken: "Jaja, typisch wir Läufer. Zeiten schönreden oder immer eine Ausrede zur Hand warum es nicht geklappt hat."
Als nächstes traf ich  Ralf Harzbecker, der ein Laufseminar und Lauftreff in Vorbereitung auf unseren OEM bestritt. Wir plauschten kurz und er war zufrieden mit seinem Lauf, die Hitze machte ihm nicht soviel aus, wie er sagte. Kurz darauf sah ich auch schon die Leipziger Manu und Nancy von der LGexa. Manu war (zurecht) sauer, da sie an einem Verpflegungspunkt unsanft über den Haufen gelaufen wurde. Nancy kam mit einem breiten Grinsen an, sie war mit Ihrer Zeit durchaus zufrieden. Zuletzt hatte ich sie gesehen im Januar. Sie waren unsere einründige Begleitung beim Wintermarathon. Kurz noch ein bischen über Wetter und Lauf ausgetauscht gingen wir danach jeder seiner Wege. Duschen und Umkleiden; ab zum vereinbarten Treffpunkt, ein alkoholfreies Weizen und einen Happen Essen, anschließend ab zum Auto und auf den Heimweg.

Toni war mit seiner Zeit nicht so zufrieden. Er hatte sich etwas anderes vorgenommen, aber er wusste auch, dass er mit den Temperaturen nicht so zurechtkommt und hat auch seine Ziele zurückgesteckt und einen guten Lauf absolviert.

Für mich war es jetzt kein total super Lauf, aber dennoch zufriedenstellend. Ich bin weder enttäuscht noch super Happy. Aber als Fazit kann ich sagen, ich habe alles richtig gemacht und freue mich schon auf die kommenden Läufe. In den nächsten Tagen/Wochen steht so einiges an.

Achja, noch ein Wort zu Berlin. Es ist mal etwas anderes ein so großen Stadtlauf mitzumachen, auch vor dieser Kulisse. Aber der Funke sprang bei mir da nicht über und ich denke die kleinen lokalen Läufe haben auch immer ihren Charme und ja, ich denke fast, dass mir diese sogar besser gefallen.



VG
Christian


Ein Wort noch zu den Zahlen:
offizielle NettoZeit 1:24:22h (3:58min/km)
10km Zwischenzeit 39:04 (3:55min/km)
Platz 268 gesamt 254 Mann, 40ter in der AKM35 und dort 18ter Läufer  aus Germany ;-)

10 Kommentare:

  1. Mensch Christian, mit deinen nun wahrlich nicht optimalen Voraussetzungen und der Rippenprellung eine solche Zeit hinzulegen ist mehr wie zufriedenstellend (mal ganz davon abgesehen, dass ich eine solche Fabelzeit niemals erlaufen könnte ;-)!

    Herzlichen Glückwunsch dazu und hey, meiner Ansicht nach hast du alles richtig gemacht, in dem du nichts riskiert hast. Wozu auch, schreibst ja selbst, die nächsten Läufe kommen schon bald, und dann kannst du zeigen was wirklich in dir steckt. Vor allem ist dann deine Prellung lang genug ausgeheilt!

    Also, nochmals meine herzlichsten Glückwünsche,
    Steffen

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  2. Gratuliere dir zu deiner super Zeit!! So kann das Jahr doch weiter gehen! :-)
    Viele Grüße
    Frank

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  3. Also für mich ist das auch eine Zeit die soweit weg ist, daher allergrößten Respekt.

    Man muss es ja nicht schönreden, aber wenn es zu warm wird macht es irgendwann keinen Spaß und bei der Vorbereitung.

    Das mit den Getränkebechern nach dem Lauf geht mir auch immer so, die ersten paar bemerke ich nicht einmal...

    Ruh Dich aus, auf zu neuen Zielen.

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  4. Gratulation zu deiner Leistung, mal etwas "laufen lassen" hat dir gut getan und stärkt dich für die kommenden Laufaufgaben, ausser du wirst mal wieder rüde gefoult;-)
    aber wieso du die Manu umrennst..versteh ich nicht;-)

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  5. Trotzdem Glückwunsch. Durchgelaufen, haben ja auch nicht alle geschafft, und doch eigentlich gar nicht sooo weit weg ...
    Gut zu lesen, dass es mit 25000 Läufer nicht wirklich toll sein kann, zu laufen. Da lieb ich doch die gut 1000, die sich am 8.Mai in Königstein auf die Socken machen.
    Glaub an Deine Fähigkeiten, dann wirds klappen.

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  6. Herzlichen Glückwunsch! Du warst mehr als eine Stunde schneller als ich :-) Mein Bericht ist unter http://laufwelt.wordpress.com zu finden.

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  7. Ok Christian, nun bin auch ich mal auf deiner Seite gelandet. Nachdem ich ja schon den einen oder anderen Kommentar über andere Artikel gelesen habe musst ich doch mal schauen was du so treibst.
    Der Bericht vom HM in Berlin ließt sich wirklich schnell und gut. Gefällt mir... ;-)
    Deine Leistung finde ich schon ziemlich beachtlich und stelle Fest, dass ich von diesen Zeiten noch meilenweit entfernt bin... grins...
    Respekt dazu.
    Für mich persönlich ist der Lauf einfach zu überlaufen, genauso wie der Berlin Marathon.
    Wobei es fast keinen Unterschied mehr macht ob mann in einer Menge von 3000 oder 25000 Menschen läuft. Das Knäul ist und bleibt immer das Gleiche.
    In diesem Sinne noch ein parr schöne sonnige Tage und eine tolle Woche.
    Marcel.
    Bist nun auch in meiner Blogroll drinn ;-)

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  8. Herzlichen Glückwunsch! Mensch Christian - freu' Dich doch mal richtig! Für die Begleitumstände der letzten Wochen ist das doch ein Super-Ergebnis! Du weißt doch - das Glas ist entweder halbvoll oder halbleer. ;-)

    Und zukünftig gehst Du diesen "Bauernsöhnen" beim Fußball bissi aus'm Weg .... ;-D

    Grüße aus Köln!
    Mario

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  9. Hannes ist die einzige schnelle Sau, die ich persönlich kenne und ich weiß nur von Erzählungen, wie er im Ziel unseres gemeinsamen HM ausgesehen hat (da ich ja noch eine Weile auf der Strecke unterwegs war ;-) und das bei 1:23. Und Du läufst recht locker und nich gut vorbereitet so eine 1:24 weg.... puh. Ja, ich denke auch; zufrieden darfst Du sein. *ähem*

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  10. Hallo Christian,

    toll, dass wir uns getroffen haben...die alten dresdener Zeiten kommen wieder hoch..schnief! Ich war froh nicht laufen zu müssen. Schon beim Start war es irre warm. Die Läufer mussten sich wirklich sehr zusammen nehmen. Etliche sind auf dem Zielkilometer einfach zusammen gebrochen. Selbst ich habe jemandem geholfen, bis der Krankenwagen kam. Also ein ungewohnter Hitzelauf, ohne dass man diese Wärme wirklich vorher mal im Training hatte. Mein ganzer Respekt gilt Dir. Liebe Grüße von Johanna, Silke und Axel

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