Mittwoch, 27. Juni 2012

Krawall

wenn der Körper die Musik macht und der Kopf das Tempo kommt Krawall raus ;-)
Naja, so oder so ähnlich darf man sich das vorstellen. 
Oder anders gesagt. Mein Versuch den Sachsenlauf 2012 aus meiner Sicht beim Lauf zu schildern.

Nachdem die letzten Wochen irgendwie immer irgendwas war, was "Volle Kraft voraus!" beansprucht hat, sollte die letzte Woche mal ohne Wettkampf auskommen. Na gut, fast. Der Sachsenlauf ist fast schon Pflicht. Dafür fiel ja schon der Froschlauf dem Rotstift zum Opfer.
Gesagt getan, ein flotter Trainingscrosslauf zum antesten des Marathontempos (so er denn kommt ;-) ), so der Plan.


Wie immer fühlten sich die ersten Meter gut an und 1000 an der Zahl waren schnell zusammen.. und juchheh.. nicht zu schnell; aber dennoch in der Spitzengruppe. Nanu? Ein paar Höhenmeter bereits hinter uns wusste ich gleich zwei Läufer einzuordnen die außerhalb meiner "Gewichtsklasse" lagen. Den Dritten konnte ich gar nicht einordnen. Die restliche Läuferschar war schnell ein paar Meter hinter uns am Anstieg. Alte Tugenden blitzten da auf...

Kilometer Zwei und die Spitzengruppe teilte sich so langsam. Ich durfte um Platz 3 weiter mitstreiten, es war ein harter Kampf. Im Wissen zu schnell zu sein und dennoch die ganze Zeit im inneren Zwiegespräch.
Ich könnte ja versuchen dran zu bleiben.. Or nee, eigentlich ist das zu schnell... Wird er langsamer??.. Sch... das Tempo ist zu hoch, das Rennen hat doch gerade erst angefangen und Du schmeißt hier schon wieder alles über den Haufen...
Ach egal, wenn schon über den Haufen schmeißen, dann wenigstens dabei konsequent sein.

Eigentlich bin ich 9km nur drangeblieben. Und ich bin kein Freund davon mich ziehen zu lassen. Ich hatte jedoch keine Kraft vorbei zu gehen und das Tempo für eine Weile zu übernehmen. Er wollte aber partout nicht langsamer werden...
Ich lief eine Weile mit ihm und wurde auch liebenswerter Weise per "Welle" von Katrin angefeuert" was mir die nötige Extra Kraft gab.

Egal. Sagte ich mir dann ca. bei Km9. Zu ihm sagte ich, mach Dein Ding, ich nehm etwas raus, das ist mir einen Tick zu schnell, und er zog langsam davon. Weitere 5 km später war er ca. 100m weg aber hielt den Abstand. Der "hautnahe" Wettstreit war weg, aber die 100m waren Sichtweite und feuerten das Ehrgeiztierchen weiter an.

Mal etwas kleiner mal etwas größer wurde der Abstand. Aber es passierte nicht viel. Nach hinten schien der Abstand groß und der 4. Platz sicher. Nichts was beeinflussend war.

Nachdem wir auch am Fasanenschlößchen in Moritzburg vorbeiliefen, ging es dann weiter in Richtung Moritzburger Schloß und von da natürlich auch über das etwas nördlich vom Schloß gelegen Hellhaus, von dem sternförmig alle Wege dort abgingen. Ein knackiger Anstieg der nochmal reichlich Körner kostete.
Vom Hellhaus dann weiter Richtung Schloss traf ich auf eine Schüler-/Wandergruppe die alle per Handschlag abgeklatscht werden wollten :-)
Schön und ein absolutes Highlight.  Ich würde sagen 100m im sehr schnellen Tempo...

Bei Km 19 passierte es dann. Er ging. Vermutlich Seitenstechen. Ich vorbei. Ich Yess!!! Im nächsten Moment.. Heh ihm ist nix passiert oder?.. kurz nachgefragt .. nix schlimmes. Gut. Was anderes hoffte ich da auch nicht, ich hatte meine Kräfte besser eingeteilt - behaupte ich mal; und freute mich.


Fein. 3. Platz, aber da vorn war jetzt keiner mehr der Ansporn liefern konnte. Die nächsten Kilometer wurden echt hart. Ich versuchte mein Rennen vom letzten Jahr an gleicher Wirkungsstätte abzurufen... was habe ich gedacht, wie habe ich  mich motiviert etc... habe versucht die Motivation mit rüberzunehmen, es gelang spärlich. Ohne den direkten Widerpart in Sicht, war es echt schwerer auf einmal.


Es war ein warmer Tag, gerade auf freiem Feld schon eher heiß zu nennen und teilweise fühlte es sich an als renne man gegen eine Wand aus warmer Luft. 
Zum Glück gab es viele Getränkestellen, der Veranstalter hatte extra aufgestockt. Das war super!!
Ich glaube es war Km22, auf alle Fälle auf dem Rückweg und einen Teil der Hinwegstrecke. Auf einmal blitzte mich unser Auto am Wegesrand an und ich dachte hui.. da wird doch nicht.... tatsächlich. Die Familie am Wegesrand, auch zum anfeuern gekommen. Das war so nicht geplant und brachte dann noch viel Freude und einen Schub für die nächsten 2 Kilometer, auch wenn Sie mit mir auf Platz 3 auch nicht gerechnet haben. :-) - Zitat: "War das der Papa??"


Aber die letzten Kilometer hatten es dann wahrlich in sich. Das hohe Anfangstempo machte sich langsam mehr als bemerkbar und jeder Anstieg und jedes Hügelchen war schwer. Zum Glück waren Sie nicht sooo langgezogen wie ich es von meiner Etappe der Erzgebirgstraverse in Erinnerung hatte. Also immer wieder kurz durchkämpfen und dann versuchen hinterher Luft zu holen, Kräfte zu sammeln.


Die etwas steileren "Abstiege" hinten raus wurden dann auch fast dem Radfahrer vor mir zum Verhängnis. 
Für die Läufer schon eine echte Herausforderung, für die Radbegleitung noch mehr. Er kam ins Straucheln, konnte sich aber wieder abfangen. Einen entsprechenden Adrenalinkick später war ich vorbei... er steht noch.. und weiter runtergerannt.


Dann war es schon nur noch 1 Kilometer. Straße, letzter Anstieg, kurzes Waldstück, rein in die Siedlung, letzter kleiner Hügel und ab da einfach rollen lassen. Eine Biegung dann nur noch über die Kreuzung und die Zielgasse.
Der letzte Kilometer ist immer genial.Optimale Voraussetzungen um nochmal auf den letzten Meter die letzten Reserven zu mobilisieren.


Mein Zieleinlauf in 1:59:35h .. Wahnsinn.
Hätte ich so nicht gedacht..... und überglücklich.. als ich dann die Hitze und Erschöpfung hinter mir hatte :-)

Es war ein klasse Lauf der mir wieder viel Spass gemacht hat. Also Spass in dem Sinne, wenn die Quälerei zwischendurch nicht wäre.. "
Wie immer waren einige vom Verein da,so das wir die Veranstaltung auch hinterher entsprechend ausklingen lassen konnten.



Veranstaltung, Strecke, Verpflegung und auch Zielparty war wieder alles super und ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr.


Ich hoffe das Lesen macht Euch genauso viel Spass wie mir das Schreiben.
In diesem Sinne
Liebe Grüße
gretel






3 Kommentare:

  1. Na endlich mal wieder ein richtiger Laufbericht von Dir! ;-)

    Herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz! 29km unter 2 Stunden - mein lieber Herr Gesangsverein!

    Grüße aus Köln!
    Mario

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  2. Klasse Bericht von einem noch besseren Lauf.
    Da kriegt man beim Lesen Lust mitzulaufen :)
    Glückwunsch zum Treppchenplatz!!!

    Bernd

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  3. Die besten Glückwünsche zum Treppchenplatz und der Hammer Zeit! Klasse gemacht und ein super schöner Bericht!

    Ja, die Quälerei zwischendurch, wenn die nicht immer dazwischen kommen würde, könnte man direkt dieses unglaublich schöne Gefühl genießen. Aber irgendwie macht es doch auch Spaß, sich da durch zu beißen.

    Viele Grüße,
    Din

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