Mittwoch, 13. Juli 2011

Darf ehrgeiziges Laufen Spass machen?


Darf ehrgeiziges Laufen Spass machen?

Diese Frage kann ich mit einem klaren Jain beantworten.

Aber erst einmal zu meiner Definition von ehrgeizig in diesem Sinne. Als erstes sehe ich, bezogen auf den Einzelnen, hier ein klares und auch anspruchsvolles Ziel eine Strecke x in Zeit y zu schaffen oder überhaupt eine Distanz x zu schaffen. Als zweites und unweigerlich mit ersterem verknüpft sehe ich den Weg dahin. Also grob gesagt, der Plan. Und damit meine ich keinen Plan von wegen ich laufe mal eben, sondern ein Plan der definitiv Einheiten vorsieht bei denen man genau weiß, es sind neue Herausforderungen (mehr Umfang, Bergläufe etc..)  oder einfach Quäl Dich ! – Einheiten dabei. Bei meiner Betrachten möchte ich den Laufanfänger außen vor lassen, der bspw. zwecks Gewichtsreduktion jetzt jeden zweiten Tag laufen möchte und durchaus auch ein Ziel hat.

Jetzt zum: Warum die Frage?
Nun, sie beschäftigt mich. Vielleicht weil ich es falsch interpretiere aber nichtsdestotrotz habe ich mir darüber hin und wieder Gedanken gemacht. Oft meine ich zu lesen, warum diese Schinderei? Laufen soll doch Spass machen? Warum schneller, höher, weiter – damit wirst Du doch eh nie etwas erreichen?! Jammer nicht! Mach ruhig, genieße das Laufen… etc.

Ich bin versucht es ähnlich mit einer Sucht zu vergleichen. Bei der sich ein Hochgefühl einstellt und man immer neue Herausforderungen braucht oder die Messlatte immer ein Stück höher legen muss um dieses Gefühl wieder zu erleben. Dies würde ich zum Teil nicht von der Hand weisen.
Andererseits machen Quäl Dich Läufe in dem Moment keinen Spass, aber wenn man dann die Einheit geschafft hat stellt sich dennoch das warme Gefühl der Zufriedenheit ein ;-) – Und das, wenn man realistisch an die Sache herangeht, auch wenn die Messlatte höher liegt.
Hier komme ich auf mein Jain zurück. Ich will damit sagen, der Lauf selber muss nicht immer Spass machen. Das Training, oder das Laufen an sich durchaus schon.

Noch ein Punkt, an dem ich mich von der Darstellungsweise her, manchmal stoße. „Genußläufer“. Oft gern gesehen bei Läufern, die für sich dahin laufen ohne Druck. Landschaft, Natur genießen. Mir kommt es so vor, als würden diese dann das „Genußlaufen“ für sich als Privileg erheben und anderen, im Speziellen den „Ehrgeizlingen“ absprechen. Ich für meinen Teil kann nur sagen.. Ohh, da möchte ich widersprechen. Sicher genießt man nicht jeden Traininglauf. Aber wenn durch gezieltes Training Verbesserungen erreicht werden oder im Wettkampf die Konkurrenz hinter sich gelassen wird bzw. die  Zeit pulverisiert – das ist durchaus Genuss – auch während des Laufs. Vielleicht einfach nur anderer Art.

Ach. Und wenn es mal nicht so klappt, darf man auch ruhig "Jammern". Es mag manchem oft zumindest so vorkommen, weil man es in diesem Medium nicht immer 1:1 herüberbringen kann. Ich sehe es vielmehr als Auseinandersetzung mit dem Problem.  Ein Forum oder ein Blog sind dabei eine gute Möglichkeit sich Hilfe zu holen für den virtuellen A-tritt, wenn es mal mit der Motivation nicht so klappt, oder auch einfach Tipps und Anregungen und ganz wichtig...Zuspruch. Dann zu sagen, plag Dich doch nicht so, genieße lieber das Laufen o.ä. ... finde ich dann teils eher kontraproduktiv.

Unterm Strich:
Jeder Jeck ist anders und sollte das tun was ihm Spass macht ;-)

Vielleicht sehe ich es ja zu ernst, weil ich mich selber auch oft genug frage, ob ich zu verbissen an die Sache herangehe.

Oder?

LG
Gretel

5 Kommentare:

  1. Was ist gegen Ehrgeiz zu sagen?

    Man nimmt sich etwas vor, verfolgt ein Ziel und erreicht es (oder auch nicht).

    Besser als sein Leben damit zu verbringen über schlechte Fussballspieler zu lästern oder Tage vor dem Fernseher zu verbringen.

    Warum man sich dann auch mal quält? Weil es dazu gehört ganz einfach, "per aspera ad astra". Es gibt keine Abkürzung, kein Cheat, kein "in-einer-Woche-zum-Marathon" Programm. Man muss trainieren um sein Ziel zu erreichen, ist jetzt egal ob Laufen oder Klavierspielen oder Aktiengewinne das Ziel ist.

    Das Gefühl sein Ziel zu erreichen oder auch knapp dran zu scheitern kann man halt nicht kaufen/abkürzen/einfach machen.

    Das bedeutet nicht, dass man nicht in einen Flow gerät und es einem Einfach erscheinen kann, aber bis dahin braucht es Training und manchmal auch welches zu dem man keine Lust hat.

    In diesem Sinne, sei Ehrgeizig und streng Dich an, auch wenn es manchmal schwer fällt.

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  2. @Calceola da stimme ich Dir voll und ganz zu.

    ich will es mal noch anders ausdrücken:

    Was ich oft sehe, ist, das Läufer die ehrgeizig ein Ziel verfolgen und sich darüber in einem Posting beklagen, dass der und der Lauf oder das und das Training nicht gut liefen, dann auch Kommentare bekommen á la "was willst Du denn, jammer nicht...", "Laufen soll spass machen, wir sind doch keine Profisportler..." etc.. - also das in einem Atemzug der Ehrgeiz quasi als Sinnfrei abgestempelt wird und auch aberkannt wird, dass der Läufer überhaupt daran Spass haben könnte.

    :-)

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  3. Okay - sehr gutes Thema! Dazu muß ich meinen "Senf" auch abgeben! ;-)

    Ich möchte jedoch vorweg nehmen, dass sich mein Kommentar nur rein auf MICH ganz persönlich bezieht.

    Bei mir war und ist Sport schon immer eine Droge. Sport in jeglicher Form! Ich treibe seit meinem 8. Lebensjahr regelmäßig Sport. Als Kind und Jugendlicher viele Jahre auch im Verein. Sport hieß - und heißt es auch heute noch oft für mich - bevor ich nicht absolut fertig bin, wird nicht aufgehört. Leider habe ich mir dadurch auch schon die eine oder andere Überlastungsverletzung eingehandelt und es hat lange gebraucht, um aus diesen Fehlern zu lernen. Trotzdem werde ich wohl nie ein "Genußläufer" oder "Genußradfahrer" oder "Genußgymler" werden. Es sei denn, ich darf Genuß gleichsetzen mit körperlicher Erschöpfung nach einem harten und forderden Training. ;-) Denn das ist GENUSS, wie Du es ja auch so treffend formuliert hast.

    ABER - ich habe auch in den letzten Jahren begriffen oder besser begreifen müssen, dass man immer nur mit voller Pulle auch nicht wirklich weiter kommt. Deshalb trainiere ich auch mittlerweile geplant und nicht wie früher immer nur einfach drauf los, bis nix mehr geht.

    Die Kunst für mich besteht aber nach wie vor darin, einen gesunden Mittelweg zwischen sportlichem Ehrgeiz und "unsportlicher" Verbissenheit zu finden. Und das ist oft gar nicht so einfach. Und noch schwieriger wird es, wenn krankheitsbedingte Trainingsausfälle hinzukommen! Ich hatte Ende letzen Jahres und auch noch zu Beginn dieses Jahres mal wieder so einen Zustand (kann man auch in meinem Blog nachlesen). Habe dann für micht selber die "Notbremse" gezogen und meine Ambitionen zurückgeschraubt. Im Nachhinein die richtige Entscheidung.

    Im Moment bereite ich mich ganz gezielt auf mein Jahresevent - den Kölner Halbmarathon am 02.10. - vor. Alles läuft gut und nach Plan. Hoffe, es bleibt so! Aber ich will nicht leugnen, dass da auch schon wieder ein ganz kleines "Verbissenheitsflämmchen" flackert. Doch diesmal möchte ich "den Großbrand" vermeiden.

    Abschließend zu Deiner eigentlich Frage: Ich sage ganz klar JA! - ehrgeiziges Laufen oder genereller sportlicher Ehrgeiz macht Spaß! Doch man muß auch lernen, sich realistische Ziele zu setzen und geplant und "wirtschaftlich" mit den eigenen Kräften umzugehen. Gesunder Ehrgeiz ist gut, ist richtig und macht Spaß!

    In diesem Sinne - mögen die Höhepunkte der Vergangenheit die Tiefpunkte der Zukunft sein!

    Grüße aus Köln!
    Mario

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  4. Ich würde dies genau wie Mario mit einem klaren JA! beantworten.

    Jeder Läufer/in verfolgt nun mal ein anderes Ziel und entsprechend macht es demjenigen auch Spaß, sich entweder zu quälen oder eben als Genuß. Ich weiß, dass das ehrgeizige Laufen irgendwann nicht mehr so zu erreichen ist. Entweder man gibt es völlig auf oder wird aus meiner Sicht zum Genussläufer.

    Ich habe dies bereits schon einmal erlebt. Seit meinem 14. Lebensjahr habe ich sehr intensiv Tennis gespielt und dann mit 28 habe ich von heute auf morgen aufgehört! Seitdem habe ich keinen Tennisschläger mehr angepackt und habe immer noch kein Bedürfnis danach, trotz mehrerer Anfragen.

    Ich werde auch weiterhin Spaß am ehrgeizigen Laufen haben und wenn es mal nicht so klappt, habe ich ja auch noch meinen Blog, in dem ich mich ausheulen kann ;-)

    LG Kay

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  5. Christian, einmal mehr habe ich (wenn wir auch völlig anders unterwegs sind) das Gefühl, daß wir viele Dinge sehr ähnlich sehen! Schön geschrieben, gut beschrieben.

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