Mittwoch, 24. Juni 2015

Zugspitz Ultratrail 2015 - Basetrail XL


Regen war angekündigt und Regen sollte es reichlich geben, in den höheren Lagen dann sogar Schnee. Als Basetrailer XL, bin ich davon verschont geblieben. Mir hat der Lauf bei dem Wetter aber jede Menge Spaß gemacht.



Samstag früh raus, letzte Klamotten zurecht gepackt und ein letzter Check. Wir sind Samstag früh von der Unterkunft in Garmisch nach Grainau gefahren um dort in den ShuttleBus zu steigen. Leider war die Parksituation etwas chaotisch, da die als Parkflächen ausgewiesenen Wiesen alle abgesoffen waren. Daher hieß es weit weg parken. Kurze Panik flatterte auf, ob die verbliebene Zeit bis Abfahrt denn noch reicht, also gab es ein kurzes Einlaufen. Aber die Sorge war unberechtigt, alles hat geklappt.

Der Bus fuhr eine gefühlte Ewigkeit um den Berg herum nach Mittenwald. Im Startareal am Bahnhof in Mittenwald angekommen sammelten sich alle Läufer unter diversen Vordächern oder im Bahnhof selbst. Jetzt hieß es ausharren bis zur Gepäckabgabe und dem Einlass in den Startbereich. Hier traf ich Ralf, den ich dann aber zur Rucksackkontrolle schon wieder aus den Augen verlor. Dafür liefen mir hier noch Tina, Christin und Steffen sowie wieder Gabi und Matze über den Weg. Kurzer Plausch, Fotos und dann hieß es warten und warm hopsen.


ACDC Thunderstruck läutete die Startsequenz ein. Der Regen war nur noch Nebensache, der Countdown läuft runter und schon geht es los.
Aus der Erinnerung des letzten Jahres wusste ich, das es am ersten Anstieg gleich eng werden wird und somit versuchte ich ein paar Plätze nach vorn gut zu machen.
Im Gewusel der Straßen von Mittenwald traf ich dann auch noch Frank Jürries vom Citylaufverein, was, so vermummt wie wir waren, gar nicht so einfach war. Mit Frank unterhielt ich mich schon zum Bahnlauf vor ein paar Wochen über den ZUT. Frank begleitete mich dann auf langen Abschnitten der Strecke.
Nun aber die letzte Kurve aus Mittenwald und rauf auf den Berg. Entlang des Baches über Stufen und Brücken bezwangen wir den ersten Anstieg. Der Lainbach toste, gespeist von den Regenfällen der letzten Stunden, währenddessen an uns vorbei. Ein erster wunderbarer Eindruck von den Naturgewalten. Schnell ein, zwei Fotos geschossen, im Laufen da ich nicht im Stau stecken bleiben wollte.
Oben angekommen kurz durchgeschnauft ging es dann gleich weiter über pfützenübersähte kleinere Waldwege zum Ferchensee. Kurz zuvor noch linker Hand auf einem kleinen Hügel, ruhte da ganz idyllisch, eingebettet in saftigem Grün und überragt von Bergen eine kleine Kapelle. Herrliches Fotomotiv - so schön kitschig.

Der Ferchensee selbst lag ruhig da und an seinem Ende erwartete uns der erste VP. Der Weg dahin war selbst auch schon fast ein See und die Idee, hier noch trockenen Fußes weiterzukommen gestaltete sich schon schwierig. Da noch 30km vor mir liegen sollten, versuchte ich es dennoch.
Der VP nach 5,6 km war jetzt noch nicht wirklich interessant für mich, daher ging es ohne Stop weiter auf die nun folgenden Forstwege. Diese zogen sich immer weiter -mal mehr, mal weniger- ansteigend nach oben. Um bei Zeiten Kräfte zu sparen packte ich gleich hier meine Stöcke aus und danach auch nicht mehr weg. Anfangs noch etwas spielerisch die Technik und genaue Stocklänge ausprobiert, waren sie mir danach wieder eine sehr große Hilfe. Schön ruhig und konstant mit Stockunterstützung ging es die Anstiege hoch.






Hin und wieder blitzten nun die Berge durch die Wolkensuppe und das eine oder andere Fotomotiv wurde erhascht.  Ob es regnete oder nicht habe ich gar nicht mehr so recht war genommen. Ich fühlte mich pudelwohl und freute mich schon wie ein Schneekönig auf den Singletraildownhill hinunter zum Zusammenfluss von Partnach und Ferchenbach.
Irgendwann war es dann soweit. Die Stöcke aus der Schlaufe, Kamera in die Tasche und Yiehaw! Links, Rechts, da auf den Stein, links über die Wurzel springen, abfedern und rechts in die Kurve tauchen, Pfütze...Pfütze!! Egal, rein, wieder links, es rutscht, Balance, rutschen lassen .. sliden, Abdruck, zwei Stufen - Vorsicht komme links! - vorbei – Danke!, Kurve, Seil, dahinter Abwärts, bremsen, scharf links und weiter geht‘s.... so zog sich das eine Weile hin bis mich der Downhill unten unter strengem, skeptischem Blick zweier Bergwächter wieder ausspuckte. Mein fettes Grinsen im Gesicht musste sie aber doch erweichen lassen und mir ein freudiges Servus zunicken.





Der Schwung hat mich dann auch gleich über die Brücke zur anderen Seite der Klamm und die ersten Meter hinauf den Aufstieg zur Partnachalm getragen.
Jetzt wieder erst einmal emotional und vom Puls runterkommen. Gel, Salztablette und Trinken und das reichlich und dann weiter an den Aufstieg. Ich versuchte nicht zu rennen sondern nur zügig zu gehen bzw. steigen.
Diesen Abschnitt der Strecke begleitete mich ein Mitläufer aus Italien, Bergamon, arbeitet in Nürnberg, Dresden will er sich auch mal ansehen.  Das war‘s dann aber auch schon an Konversation - reicht ja auch :-). Ab der Alm gingen wir wieder getrennte Wege.
Am VP traf ich dann Anja und Katja die freudig überrascht waren mich schon zu sehen. Geschnattert und ausgiebig Tee getrunken sowie Orangen gegessen, liefen wir die nächsten Meter auch zusammen. Ich wollte eigentlich noch etwas länger dabei bleiben aber ich kühlte langsam aus, so dass ich alsbald wieder meinen eigenen Stiefel rannte.        


Das war dann der Anfang zum Aufstieg auf die Längenfelder Talstation.
Anfangs ein Waldweg welcher sich dann bald zu einem Trail wandelte, nebst erster kleiner Bachüberquerung und nicht enden wollenden Serpentinen aufwärts. Der Aufstieg wandelte sich immer mehr zu einer Schlammschlacht aber die Stöcke und meine Schuhe lieferten mir hier gute Dienste. Jede Kurve war anders. Hin und wieder wurden Mitläufer überholt, manchmal auch wegen einer Fotopause zweimal. Links der Bach der sich gefüttert von den Niederschlägen den Berg hinabstürzte, dann der Berg aus den Wolken gepellt oder einfach nur das satte Grün ringsum.
Dann wurde es auf einmal warm und das lag nicht am Anstieg. Die Sonne kam auf. Wann hatte es eigentlich aufgehört zu regnen? Ein Blick zurück und das Bild was sich bot war wunderschön; ein Foto hätte es nicht fassen können.          
Es hielt nicht lange an und die triste Welt hatte uns bald wieder.... wobei, so trist war es nicht. Kuhglocken und Anfeuerungsrufe hallten uns entgegen.
Ein weiterer Läufer begleitete mich auf diesem Abschnitt. Unbekannterweise blieben bei unseren stetigen Wechseln lediglich kurze Worte zum Trail und hin und wieder ein Lachen, mehr braucht es aber nicht. (Im Ziel gab es dann noch ein kurzes Abklatschen).



Ich kämpfte mich weiter den Berg hoch und die Umgebungsbedingungen machten es mir leicht, gute Laune zu behalten. Ich fühlte mich pudelwohl.
Es war eine gute Entscheidung vorsichtig den Berg anzugehen. Wobei die Betonung auf gehen lag und nicht versuchen zu rennen. Ich wusste dass noch die 5-6km am Plateau auf uns warten würden. Letztes Jahr war ich hier schon fix und fertig, das wollte ich mir dieses Jahr ersparen. Dafür lief alles gut.
Kurz vor dem Ende der Serpentinen und dem VP9 wartete die johlende Menge.






An VP9 war geplant die lange Hose anzuziehen und ggfs. Shirt zu wechseln, aber mir kamen viele Läufer entgegen, so das ein Verdacht aufkam der sich schnell bestätigte.
Die Schleife ums Plateau war gesperrt wegen starken Schneefällen, Neuschnee. Ich hatte sowas erwartet und dachte kurz an die vielen Läufer auf den längeren Distanzen. Aber auch da wurde sicherlich von der Orga Vorkehrung getroffen worden sein, was ja auch der Fall war.
Ich dehnte meine Verpflegungspause aus, trank reichlich (sicher wieder 3-4 Becher warmen Tees - lecker) und machte mich dann an den Abstieg.
Noch 6-5km vor mir und Kräfte die eingeteilt waren, entschied ich mich für Gas geben.
Lange selbst dafür überreden musste ich mich nicht.
Die Oberen, steinigen Passagen waren leichter als die unteren wurzelbespickten aalglatten Trails.
Inzwischen hatte sich auch Routine beim Überholen eingestellt. Kurzer Ruf ich komme links (kann auch mal rechts gewesen sein ;-)) und anschließendes Dankeschön hat noch immer funktioniert.
Das Dauergrinsens sollte sich bald wieder einstellen. Matschpassagen und Bachläufe konnten mich da nicht abhalten. Das einzige echte Hindernis oder Bremse waren die Wurzelpassagen wo viel Vorsicht geboten war, aber auch da bin ich gut durchgekommen.
Einfach rennen und reagieren. Abscannen der Strecke und in Sekundenbruchteilen instinktiv Entscheidungen zu treffen. Wurzeln überspringen, Halt für den nächsten Schritt suchen, Ausgleichen, Reagieren, Adrenalin Pur.
So aus dem ersten Abschnitt des Downhills rausgeknallt, war ich doch happy trotz der schlierigen Strecke gut angekommen zu sein.           
Es ging über ein kurzes Stück flache Wiese und Zack! schon zog es mir nichtsahnend die Beine Weg. Instinktiv slidete ich auf meinem angewinkelten linken Bein ein Stück die Wiese entlang, konnte Halt mit meinen Stöcken finden, stieß mich hoch und rannte weiter. Fetzt!
Hinter mir hallte kurzes Johlen auf. Krasse Action. Breites Grinsen und Lachen mit meinen Mitläufern. Sie hatten ebenfalls sichtlich Spaß.

Nach kurzen Ausrollen und entfernen von diversen Steinchen im Schuh ging es dann an den zweiten Teil. In bester Erinnerung ist mir dabei die „Schotterpiste“ geblieben.  Ob links in der Matschdurchfluteten Rinne oder auf dem befestigten Stück in der Mitte hieß es wieder Läufer um Läufer einsammeln und viel Spaß haben.
Kurz vor Ende traf ich dann auf Frank (diesmal meinen Schwipp-Schwager) und wir rollten dann zusammen die letzten Meter Downhill aus. Jetzt lagen nur noch 2km Straße bis zum Ziel vor uns und die wurden dann auch gemütlich und natürlich mit Fotopause abgespult.


Im Ziel angekommen hieß es dann: Essen, Trinken, kalt duschen, warm anziehen und dann im Ziel noch alle zeitnah eintreffenden Dresdner begrüßen.
Rundum gelungen wieder ein schönes Rennen, was viel Spaß bereitete.









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